Custom GPT erstellen: So entwickelst du deinen eigenen KI-Assistenten
- Harriet Moser

- 19. Okt.
- 6 Min. Lesezeit
Custom GPTs sind die Zukunft der personalisierten KI-Nutzung. Statt sich mit allgemeinen Antworten zufriedenzugeben, kannst du jetzt deinen eigenen spezialisierten KI-Assistenten erstellen – massgeschneidert für deine Bedürfnisse, deine Branche, deine Arbeitsweise. Klingt kompliziert? Ist es nicht. In diesem Guide zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du dein eigenes Custom GPT erstellst und was du dabei beachten solltest.
Was sind Custom GPTs überhaupt?
Custom GPTs sind individuell konfigurierte Versionen von ChatGPT, die du für spezifische Aufgaben oder Anwendungsfälle optimieren kannst. Du gibst ihnen einen Namen, definierst ihre Persönlichkeit, lädst spezifisches Wissen hoch und legst fest, wie sie kommunizieren sollen. Das Ergebnis: Ein KI-Assistent, der genau das kann, was du brauchst.
Der grosse Unterschied zu normalem ChatGPT? Dein Custom GPT merkt sich seine Rolle und sein Spezialwissen. Du musst nicht jedes Mal die gleichen Anweisungen geben oder Kontext liefern. Es weiss einfach, was zu tun ist.
Warum solltest du ein Custom GPT erstellen?
Die Frage ist eher: Warum nicht? Wenn du bestimmte Aufgaben regelmässig erledigst, bestimmte Formate immer wieder brauchst oder in einer Nische arbeitest, spart dir ein Custom GPT massiv Zeit und Nerven.
Ein paar konkrete Anwendungsfälle:
Content-Erstellung: Ein GPT, das deinen Schreibstil kennt und Blog-Artikel in deiner Tonalität verfasst
Storytelling: Ein kreatives GPT, das Geschichten entwickelt, Charaktere aufbaut und Handlungsstränge weiterentwickelt (genau das habe ich mit meinem AI Storytelling GPT gemacht)
Kundenbetreuung: Ein GPT, das häufige Fragen beantwortet und dabei deine Brand Voice beibehält
Datenanalyse: Ein GPT, das Daten interpretiert und visualisiert, zugeschnitten auf deine KPIs
Bildung: Ein GPT, das komplexe Themen didaktisch aufbereitet
Mein Beispiel: Das AI Storytelling GPT
Bevor wir in die Technik einsteigen, lass mich dir zeigen, was möglich ist. Ich habe ein Custom GPT für AI Storytelling erstellt. Die Idee: Ein KI-Assistent, der nicht nur Geschichten erzählt, sondern dabei auch narrative Strukturen versteht, Charakterentwicklung beherrscht und verschiedene Genres bedienen kann.
Was macht es besonders?
Es versteht Story-Beats und dramaturgische Prinzipien
Es entwickelt konsistente Charaktere mit Tiefe
Es passt seinen Stil an verschiedene Genres an (Thriller, Fantasy, Surrealismus, Science Fiction, etc.)
Es hilft beim Aufbau der Geschichte und bei der Plot-Entwicklung
Das Ganze war kein Hexenwerk. Mit dem richtigen Setup und klaren Anweisungen ist so ein spezialisiertes GPT in wenigen Stunden einsatzbereit.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: So erstellst du dein Custom GPT
Schritt 1: Zugang verschaffen
Du brauchst einen ChatGPT Plus oder Enterprise Account. Die Custom GPT Funktion ist nicht in der kostenlosen Version verfügbar. Navigiere zu "Explore GPTs" und klicke auf "Create".
Schritt 2: Name und Beschreibung
Der Name ist wichtiger, als du denkst. Er sollte sofort klar machen, was dein GPT kann. "Marketing Assistent" ist okay, aber "SEO Content Creator für Tech-Startups" ist besser.
Die Beschreibung ist deine Chance, potenzielle Nutzer zu überzeugen. Sei konkret: Was kann dein GPT? Für wen ist es gedacht? Was macht es besser als normales ChatGPT?
Schritt 3: Instructions – das Herzstück
Hier definierst du, wie dein GPT sich verhält. Das ist der wichtigste Teil. Sei so präzise wie möglich.
Gute Instructions enthalten:
Eine klare Rollendefinition ("Du bist ein erfahrener Storytelling-Coach...")
Spezifische Aufgaben ("Du hilfst Nutzern dabei, fesselnde Narrativ-Strukturen zu entwickeln...")
Tonalität und Stil ("Deine Kommunikation ist freundlich, ermutigend und kreativ...")
Do's and Don'ts ("Du gibst immer konstruktives Feedback. Du kritisierst nie die kreative Vision des Nutzers.")
Strukturierung der Outputs ("Wenn du Plot-Vorschläge machst, gliedere sie in: Exposition, Konflikt, Klimax, Auflösung")
Beispiel aus meinem AI Storytelling GPT:
Du bist ein kreativer Storytelling-Assistent, der Autoren dabei hilft, packende Geschichten zu entwickeln. Du verstehst narrative Strukturen, Charakterentwicklung und Genre-Konventionen. Deine Antworten sind inspirierend, praktisch und immer auf die kreativen Ziele des Nutzers ausgerichtet.
Wenn ein Nutzer eine Story-Idee präsentiert, analysierst du:
- Die Kernprämisse und ihren dramatischen Konflikt
- Die Hauptcharaktere und ihre Motivationen
- Die narrative Struktur und mögliche Plot-Twists
- Genre-Elemente und wie sie effektiv eingesetzt werden können
Du gibst Feedback, das konstruktiv und umsetzbar ist. Du förderst die kreative Vision des Nutzers, statt deine eigene aufzuzwingen.Schritt 4: Conversation Starters
Das sind Beispielfragen, die Nutzer anklicken können, um loszulegen. Sie sollten zeigen, was dein GPT kann, und gleichzeitig den Einstieg erleichtern.
Für mein Storytelling GPT habe ich zum Beispiel:
"Hilf mir, einen unvergesslichen Antagonisten zu entwickeln"
"Ich stecke beim zweiten Akt fest. Was kann ich tun?"
"Lass uns eine Fantasy-Welt aufbauen"
"Wie kann ich meinen Plot spannender machen?"
Schritt 5: Knowledge Base – das Geheimrezept
Hier wird's richtig interessant. Du kannst Dateien hochladen, auf die dein GPT zurückgreifen kann. Das können PDFs, Textdokumente, Tabellen sein – alles, was relevantes Wissen enthält.
Für ein Marketing-GPT könntest du hochladen:
Deine Brand Guidelines
Beispiele erfolgreicher Kampagnen
Buyer Personas
Tone of Voice Dokumente
Für mein Storytelling GPT habe ich unter anderem hochgeladen:
Frameworks zu Story-Strukturen (Heldenreise, Three-Act Structure, etc.)
Charakterentwicklungs-Templates
Genre-Konventionen für verschiedene Bereiche
Wichtig: Die Knowledge Base macht den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem herausragenden Custom GPT. Je spezifischer das Wissen, desto nützlicher die Outputs.
Schritt 6: Capabilities aktivieren
Entscheide, welche Zusatzfunktionen dein GPT haben soll:
Web Browsing: Kann aktuelle Informationen aus dem Internet abrufen
DALL-E Image Generation: Kann Bilder erstellen
Code Interpreter: Kann Code ausführen und Daten analysieren
Schritt 7: Testen und iterieren
Erstelle dein GPT und teste es gründlich. Stelle die Fragen, die deine Zielgruppe stellen würde. Schau, wo es gut funktioniert und wo es noch hakt.
Die ersten Versionen sind nie perfekt. Das ist normal. Verfeinere deine Instructions, ergänze die Knowledge Base, passe die Conversation Starters an. Ein Custom GPT ist ein lebendes Projekt, das mit der Nutzung besser wird.
Best Practices: Was funktioniert wirklich?
Nach der Erstellung mehrerer Custom GPTs habe ich ein paar Dinge gelernt, die den Unterschied machen:
Sei spezifisch, nicht generisch Ein GPT, das "alles kann", kann meistens nichts richtig. Je enger der Fokus, desto besser die Ergebnisse.
Definiere die Grenzen Sag deinem GPT nicht nur, was es tun soll, sondern auch, was es nicht tun soll. Das verhindert unerwünschte Antworten.
Nutze Beispiele in den Instructions Zeig, wie gute Outputs aussehen sollen. "Schreibe in einem freundlichen Ton" ist vage. "Schreibe so, als würdest du einem guten Freund etwas erklären, mit gelegentlichen rhetorischen Fragen und Beispielen aus dem Alltag" ist präzise.
Teste mit echten Nutzern Du bist zu nah am Projekt, um objektiv zu sein. Lass andere dein GPT testen und hol dir Feedback.
Update regelmässig Je mehr du dein GPT nutzt, desto klarer wird, was fehlt. Scheue dich nicht, Instructions anzupassen und neue Knowledge-Dateien hinzuzufügen.
Häufige Fehler (und wie du sie vermeidest)
Fehler 1: Zu vage Instructions "Sei hilfreich und freundlich" reicht nicht. Definiere konkret, was das bedeutet.
Fehler 2: Überladene Knowledge Base Mehr ist nicht immer besser. Zu viele oder zu grosse Dateien können das GPT verwirren. Kuratiere gezielt.
Fehler 3: Keine klare Zielgruppe Für wen ist dein GPT? Ein GPT für Anfänger kommuniziert anders als eines für Experten.
Fehler 4: Den Kontext vergessen Gib deinem GPT Kontext über die typische Nutzungssituation. Wird es für schnelle Antworten genutzt oder für tiefgehende Analysen?
Monetarisierung: Kann man mit Custom GPTs Geld verdienen?
Kurze Antwort: Ja. Lange Antwort: Es kommt drauf an.
OpenAI hat den GPT Store lanciert, wo du deine Custom GPTs öffentlich machen kannst. Erfolgreiche GPTs können dir passive Einnahmen generieren. Aber – und das ist wichtig – der Markt ist noch jung, und nicht jedes GPT findet ein Publikum.
Was funktioniert besser:
Spezialisierte Business-Tools: GPTs, die echte Arbeitsprobleme lösen
Bildungs-GPTs: Für spezifische Lernbereiche
Kreativ-GPTs: Die echten Mehrwert bieten, nicht nur ChatGPT in neuem Gewand
Realistisch gesehen: Die grösste Rendite bekommst du, wenn du Custom GPTs für deine eigene Arbeit nutzt. Die Zeitersparnis und Produktivitätssteigerung sind enorm.
Die Zukunft von Custom GPTs
Custom GPTs sind erst der Anfang. Die Richtung ist klar: Wir bewegen uns weg von generischen KI-Tools hin zu hochspezialisierten Assistenten, die für konkrete Anwendungsfälle optimiert sind.
Was als Nächstes kommt:
Bessere Integration: Custom GPTs, die direkt mit deinen Tools kommunizieren können
Kollaborative GPTs: Mehrere GPTs, die zusammenarbeiten
Lernfähige GPTs: Die sich an dein Feedback anpassen und besser werden
Voice-Interfaces: Custom GPTs, mit denen du sprechen kannst
Fazit: Lohnt sich der Aufwand?
Absolut. Ein gut gemachtes Custom GPT kann deine Arbeitsweise fundamental verändern. Es spart Zeit, verbessert die Qualität deiner Arbeit und gibt dir einen Assistenten, der nie müde wird und immer verfügbar ist.
Der Schlüssel ist, mit einem konkreten Problem zu starten. Nicht "Ich brauche ein Marketing-GPT", sondern "Ich brauche ein GPT, das SEO-optimierte Blog-Titel in meiner Brand Voice generiert". Je spezifischer das Problem, desto wertvoller die Lösung.
Mein AI Storytelling GPT nutze ich jetzt für alle meine narrativen Projekte. Es hat meinen kreativen Prozess nicht ersetzt, aber massiv beschleunigt und verbessert. Und genau das sollte ein Custom GPT leisten: Dich besser machen in dem, was du ohnehin tust.
Also, worauf wartest du noch? Such dir ein Problem, das du regelmässig lösen musst, und bau dir deinen eigenen KI-Assistenten. Die Technologie ist da. Du musst sie nur nutzen.
Über mich: Ich helfe Unternehmen und Kreativen, KI-Tools strategisch einzusetzen. Wenn du Fragen zu Custom GPTs oder KI-Integration hast, melde dich.




